#19: To-dos aufschieben: Prokrastinieren muss nicht schlecht sein
„Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen!“ Diese alte Weisheit haben wir bestimmt alle schon zu hören bekommen. Doch ist es an der Zeit, diese zu überdenken?
Verschiedenste Theorien widmen sich dem Thema, warum wir häufig so anfällig dafür sind, unsere Vorhaben immer wieder aufzuschieben. Oftmals schieben wir Aufgaben vor uns hin, um sie erst im allerletzten Moment zu erledigen.
Im Internet tummeln sich zahlreiche Tipps, wie man diese „Aufschieberitis“ erfolgreich bekämpfen kann. Mittlerweile gibt es sogar ein breites Angebot an Therapien, um gemeinsam mit Experten sein Prokrastinations-Verhalten zu analysieren und dem Aufschiebertum entgegenzuwirken.
Die Gegenbewegung: Mehr Kreativität durch Aufschieben
Wie bei so vielen anderen Dingen im Leben, hat auch diese Medaille zwei Seiten. Und nimmt man die andere Seite mal genauer unter die Lupe, erfährt man, dass viele Wissenschaftler zeigen, dass das Aufschieben von Dingen nicht nur negativ ist, sondern auch gewinnbringend sein kann.
So zum Beispiel Adam Grant, Professor für Management und Psychologie an der Wharton School in Philadelphia, der in einem Experiment etwas Interessantes herausfinden konnte: Menschen die für die Erledigung einer Aufgabe mehr Zeit haben und nicht unter Druck gesetzt werden, liefern im direkten Vergleich die spannenderen Endergebnisse.
In einem Interview meint Grant über sich selbst: „Wenn ich weiß, dass ich etwas in vier Monaten erledigt haben muss, dann will ich es sofort angehen. Mir ist allerdings aufgefallen, dass ich die zusätzliche Zeit brauche, um bessere Ideen zu entwickeln. Ich habe gelernt zu prokrastinieren“.
Die Quintessenz seiner Recherche: Man soll sich ruhig die Zeit nehmen, die man braucht. Sich mehr Zeit zu lassen ermöglicht es einem, Aufgaben aus verschiedenen Perspektiven zu beleuchten, nach unterschiedlichen Aspekten zu untersuchen und neue Lösungswege zu finden.
Prokrastination geht auch mit Struktur
John Perry, Professor für Philosophie an der Stanford University, spricht ebenfalls positiv über Prokrastination. So gibt er zu bedenken, dass ein Aufschieben an Aufgaben nicht gleichzeitig bedeutet, dass die Zeit ungenutzt ist. Denn auch in der Zwischenzeit werden andere Dinge/Aufgaben erledigt, die erledigt werden müssen. Wenn man sich klare Prioritäten setzt, erspart man sich oft eine Reihe unnötiger Umwege. Diesen Ansatz nennt er strukturierte Prokrastination.
In Zukunft also Mut zum Nicht-immer-sofort-Erledigen haben, wenn es mehr Priorität für dich hat und deine Kreativität fördert, andere Dinge zuerst zu machen.