#24: Lebenslange Freundschaften: So bleiben sie bestehen
Etwa die Hälfte aller Freundschaften halten nicht länger als sieben Jahre. Der Berliner Diplom Psychologe Dr. Wolfgang Krüger weiß, wie man gegenlenken und Freundschaften aufrechterhalten kann.
Lebenslange Freundschaften? Die gibt es, allerdings nicht umsonst. Denn so wie in der Liebe brauchen auch Freundschaften Beziehungsarbeit, damit sie unterschiedliche Lebensphasen überstehen. Freundschaften sind also Beziehungen, an denen man arbeiten muss, die gepflegt werden wollen und vor allem dadurch stärker werden.
Grundsätzlich gilt: Reitet man auf der gleichen Welle, schafft man die besten Voraussetzungen für eine lange, intensive Freundschaft. Egal ob Erfahrungen, Hobbys, Sozialisation, Weltbild, Werte, Beruf, Aussehen oder Alter – wichtig sind Gemeinsamkeiten. Auch genetische, die wir nicht mit freiem Auge sehen können.
Gute Freunde sind aus demselben Holz geschnitzt
Die DNA von zwei guten Freunden ist einander so ähnlich, als wären sie Cousins oder Cousinen vierten Grades. In der Wissenschaft spricht man hier von „fakultativen Verwandten“. Wie genau es uns gelingt, unsere „Wahlverwandten“ unter allen Menschen zu finden, gibt Wissenschaftlern aber noch Rätsel auf.
Freunde erkennen und reflektieren ihre Umwelt, neue Erfahrungen oder Situationen sehr ähnlich. Diese Erkenntnis beruht auf dem Versuch, Menschen Videosequenzen mit verschiedenen Inhalten zu zeigen. Bei den Personen, die freundschaftlich miteinander verbunden waren, zeigten die Hirnscans eine deutliche Übereinstimmung der neuronalen Antwortmuster.
Wir kennen das aus dem echten Leben: Unter Freunden braucht es in bestimmten Situationen keine Worte, sondern es reicht ein Blick, um einordnen zu können, was der andere gerade denkt.
Freunde für immer?
Was aber tun, wenn Freunde einander plötzlich fremd werden? Dr. Wolfgang Krüger empfiehlt sich diese Frage zu stellen: Handelt es sich um einen Durchschnittsfreund oder um einen Herzensfreund? Die erste Kategorie ist jene, die neuen Lebensumständen oder ungeklärten Konflikten als erstes zum Opfer fallen. Deshalb ist es auch so, dass die Hälfte aller Freundschaften nach etwa sieben Jahren im Sand verlaufen.
Die anderen 50 Prozent aber haben Potential, um eine Freundschaft fürs Leben zu werden. Am besten stehen die Chancen für Freundschaften aus Kindertagen. Warum ist das so? Psychologin Katharina Smutny erklärt: „Freundschaft festigt sich durch gemeinsame Erlebnisse und Erinnerungen.“ Je größer die emotionale Innigkeit, desto stärker die Basis für eine lebenslange Freundschaft.
Es ist wichtig, seine Werte immer wieder zu hinterfragen
Unsere Werte wandeln sich und unserer Prioritäten verschieben sich. Wer als Teenager die gleichen Gespräche führt wie Mitte 30, ist in seiner Entwicklung nicht wirklich vorangekommen. Daher ist es wichtig, sich immer wieder zu hinterfragen. Wenn du im hohen Alter zurückblickst und nichts bereust, kannst du von einem gelungenen Leben sprechen. Dabei müssen freilich nicht alle deine Träume in Erfüllung gegangen sein, doch du solltest nicht das Gefühl haben, etwas versäumt oder Chancen verpasst zu haben. Denn auch, wenn nicht alles immer gelingt; sobald man etwas mit ganzem Herzen verfolgt, öffnen sich Türen und Menschen treten in dein Leben, die dir dabei helfen können, deine Wünsche und Ziele zu erreichen.
Ändere deine Perspektive und du änderst deine Welt
Konzentriere dich auf das, was schon da ist. Wenn uns etwas Unangenehmes oder Ärgerliches passiert, überschattet das oft alles andere. Wir vergessen dabei, dass es uns sonst eigentlich gut geht: Wir mögen unseren Job, haben eine liebevolle Familie und einen tollen Freundeskreis … alles Dinge, die schon da sind. Führen wir uns also immer wieder das Gesamtbild unseres Lebens vor Augen, lassen wir uns von kleinen Unannehmlichkeiten nicht unsere Positivität verderben.
Jeden Augenblick im Bewusstsein eines ganzen Lebens leben und mit Absicht glücklich sein
In anderen Worten; man soll jeden Moment bewusst wahrnehmen, aber nicht immer bewerten. Einfach den Espresso genießen, oder das Gespräch und an nichts anderes denken als an den jeweiligen Augenblick selbst. Und dabei soll man sich vor Augen halten, dass es immer temporäre Phasen gibt, die nicht optimal laufen. Das sind auch Momente, die wieder vergehen. Wir können diese so akzeptieren, wie sie sind und uns ganz konkret überlegen, was wir tun können, damit diese Phase auch ein Ende hat. Und dabei können wir mit voller Absicht glücklich sein. Wie das geht? Indem wir uns jeden Morgen daran erinnern, dass wir aufgewacht sind und dass es uns einigermaßen gut geht. Wir nehmen alles bewusst wahr, was wir tun. Wir genießen zum Beispiel jeden einzelnen Schluck unseres Morgenkaffees und sind dankbar. Und so machen wir es mittags mit einer leckeren Speise, nachmittags beim Small-Talk mit den Kollegen, wenn wir eine nette SMS bekommen, wenn wir im Supermarkt alles bekommen, was auf der Liste steht – den ganzen Tag mit voller Absicht.