#21: „Mindful Eating" Die Kunst, achtsam zu essen
Viele von uns neigen dazu, Mahlzeiten mal eben schnell zwischen zwei To-Dos einzunehmen oder während des Essens vorranging dem Handy, dem Computer oder einem Buch Aufmerksamkeit zu schenken. Dabei entgeht uns aber oft das Wichtigste: der Genuss.
Vom Kauen und Schlucken
Warum kauen Yogis ihr Essen immer so lange, bis es nach nichts mehr schmeckt? Solange Nahrung Geschmack hat, enthält sie Prana, die Lebensenergie. Kaut man gründlich, langsam und bewusst, nimmt man die Energie zur Gänze in den Organismus auf. Das leuchtet ein.
Im Alltag neigen wir dazu, unsere Mahlzeiten schnell und unachtsam hinunterzuschlingen; fast schon gierig. Dabei kann es passieren, dass unser Bauch damit gar nicht einverstanden ist und sich dann mit Schmerzen bei uns meldet.
Was wir essen, wie und unter welchen Umständen hat direkten Einfluss auf unseren Darm. Die bewusste und achtsame Nahrungsaufnahme als wesentliche Zutat fürs eigene Wohlbefinden ist nicht nur in der traditionellen Chinesischen Medizin oder für Yogis wichtig. Auch die westliche Medizin weiß, dass gründliches Kauen den Körper entlastet, weil wir ihm dadurch das Verdauen leichter machen.
Warum langsam essen?
Eine Faustregel: Wer regelmäßig seine Mahlzeiten in weniger als 15 Minuten verschlingt, isst zu schnell. Weil unsere Sättigungswahrnehmung verzögert einsetzt, bleibt das nicht ohne Folgen: Wer zu schnell isst, nimmt oft mehr zu sich, als nötig wäre, um satt zu sein. Übergewicht kann eine Folge sein. Darüber hinaus entgeht schnellen Essern der Genuss. Denn erst durch gründliches Kauen und die Vermischung des Essens mit unserem Speichel, können sich sämtliche Aroma- und Geschmacksstoffe der aufgenommenen Nahrung entfalten.
Im besten Fall ist Essen ein zutiefst sinnlicher Vorgang, bei dem wir sehen, riechen, spüren, schmecken und das Leben samt seinen Rhythmen fühlen. Wenn man also mit allen Sinnen isst, ohne Ablenkung, in Ruhe und im Sitzen, dann spricht man von achtsamem Essen – oder „Mindful Eating“.
Wie wird achtsames Essen zur Gewohnheit?
Genusstrainerin Beate Handler bringt Menschen Genussfähigkeit bei. Die Grundvoraussetzung, um in vollen Zügen zu genießen, ist Achtsamkeit. Das bedeutet, unsere ganze Aufmerksamkeit auf den aktuellen Moment zu lenken, damit uns wirklich bewusstwird, was wir gerade tun. Das gilt übrigens nicht nur für den Geschmackssinn, sondern auch für alle anderen Sinne. Sich fürs Essen Zeit zu nehmen bedeutet schlussendlich auch Entschleunigung. Wir setzen uns hin, lehnen uns zurück und geben uns dem Geschmackserlebnis hin. Wir nehmen eine kurze Pause vom Alltag.
Man kann Genussfähigkeit auch üben, indem man sich Freiräume für bewussten Genuss schafft. Zum Beispiel beim Frühstück, wo man kurz innehalten kann, um den Duft des Kaffees, oder die Wärme des Tees wahrzunehmen. Genießen geht eben nicht nebenbei, sondern nur langsam – und achtsam.